Neu: Goldimplantation
Wissenswertes zur GOLDIMPLANTATION nach der Wiener Schule (nach Dr. Markus Kasper und Dr. Andreas Zohmann)
Eine neue schonende Dauerhilfe für chronisch schmerzhafte Gelenkserkrankungen
bei Hunden (z. B. Hüftdysplasie, Hüftgelenksarthrosen, Ellbogendysplasie, Ellbogenarthrosen, Kniegelenksarthrosen, Zehengelenksarthrosen, Wirbelsäulenveränderungen und deren Folgen…)! Bei vielen Erkrankungen ist die Goldimplantation Mittel der Wahl geworden und hat andere chirurgische Verfahren verdrängt.
Vor allem bei Patienten, die bereits an mehreren Gelenken laborieren, ist sie eine echte Alternative.
Prinzipiell kann dieses Verfahren auch bei Katzen, Pferden, Löwen, Tigern und Laufenten mit Erfolg angewandt werden
Grundlagen
Die Methode wurde in den USA Ende der 70er Jahre von DVM Terry E. Durkes zur Behandlung der Hüftgelenksdysplasie (HD) begründet und seither an tausenden Hunden in den Vereinigten Staaten, Dänemark, Deutschland, Schweiz und Österreich durchgeführt.
M. Kaspar und A. Zohmann haben diese Methode grundlegend weiterentwickelt und sie in die Veterinärorthopädie integriert.
Seit mehr als 18 Jahren wird die GOLDIMPLANTATION in dieser stark modifizierten Version (umfassende konservative Orthopädie) an der Wiener TIERKLINIK ASPERN mit durchschlagendem Erfolg praktiziert:
Über 5.000 Hunde leichter bis sehr großer Rassen (aber auch bei Katzen) mit schweren Gelenksproblemen wurden mit dieser Technik erfolgreich behandelt (Stand 01/2013).
Der Erfolg der Golddrahtimplantation liegt in der umfassenden Diagnostik. Diese zielt auf die Erfassung aller gangbildsrelevanten Schmerzsituationen im gesamten Bewegungsapparat. Die Golddraht-implantation behandelt nicht ein Gelenk, sondern den gesamten Bewegungsapparat mit dem Ziel der Harmonisierung des Bewegungsablaufes.
Dort setzt die Golddrahtimplantation erfolgreich ein: es wird nicht nur der Ausgangspunkt behandelt, sondern alle nachweisbaren, chronischen (wenn auch sekundären) Gelenksprobleme.
Was wird gemacht?
Beispiel – Hüftdysplasie/Hüftarthrose:
Nach einer sorgfältigen klinisch-orthopädischen Untersuchung mit Hilfe u. a.
• der Gangbildanalyse,
• Schmerz- und Triggerpunktpalpation (= manuelle Untersuchung auf Schmerzsituationen) und
• Gelenksfunktionsprüfungen
wissen wir genau Bescheid, wo und warum es „weh tut“!
Dies ergibt nun sehr präzise Fragestellungen an die Röntgendiagnostik. Es werden gezielte Röntgenaufnahmen der Schmerzregionen angefertigt, um feststellen zu können, ob es in der betroffenen Region bereits zu sichtbaren Veränderungen gekommen, was letztlich Auswirkungen auf das Implantationsausmaß, die Intensität des Bewegungstrainings und die Prognose hat.
Am Beispiel der HD bzw. der Hüftgelenkserkrankungen werden dem Hund in Narkose um jede Hüftpfanne an mehreren Stellen zwischen mehrere Golddrahtimplantate eingesetzt. Der Eingriff dauert je nach Schwere der Erkrankung in der Regel zwischen 45 Minuten und zwei Stunden:
Eine Hohlnadel wird an das Zielgebiet (z. B. Gelenkskapsel, hüftbewegende Muskulatur…) herangeführt. Die Einstichstellen befinden sich an Akupunkturpunkten vor, über und hinter dem Hüftgelenk. Nach Prüfung der richtigen Lage der Implantationsnadel werden in den Konus der Nadel ein bis drei, ca. 2 – 3 mm lange, sterile Golddrahtstücke (24 Karat Gold) eingelegt und mit einem stumpfen Metallstift (Mandrin) in die Tiefe vorgeführt.
Danach wird die Nadel und dann der Mandrin entfernt und der ca. 0,5 cm lange Hautschnitt mit einer Naht verschlossen. Bei Bedarf und arthrotischen Veränderungen wird über die gleichen Punkte an den Oberschenkelhals bzw. die hüftbewegende Muskulatur implantiert.
Nach Beendigung der Narkose stehen die Hunde problemlos auf – so, als wäre nichts geschehen – ohne Rekonvaleszenz. Der Eingriff ist minimal invasiv und bereitet dem Patienten keine zusätzlichen Schmerzen (im Gegensatz zu vielen anderen chirurgischen Verfahren).
24-karätiges Gold wird vom Körper nicht als fremd erkannt (es ist biologisch inert) – daher wachsen die Golddrahtstücke ohne weitere Probleme im Gewebe ein und verbleiben ein Leben lang an ihrer gewünschten Stelle und wandern nicht!
Nachbehandlung
Frühestens nach zwei Tagen, meist jedoch nach zwei Wochen, können die positiven Veränderungen beim Patienten beobachtet werden. Die Schmerzen nehmen deutlich ab oder verschwinden gänzlich. Hier setzt das Bewegungstraining ein: Diese erste Phase der ersten Schmerzlinderung bzw. Schmerzstillung wird genützt, um das normale Gangmuster wieder zu erlernen: D. h. der Hund wird bis zur Nahtentfernung (i. d. R. 10 – 14 Tage nach der Operation) an der kurzen Leine im schnellen, kontrollierten Schritt bewegt. Im Schritt muss das Gelenk aus eigener Muskelkraft „durchbewegt“ werden – der Patient lernt, dass er sich auch ohne Schwungunterstützung von Trab und Galopp besser bewegen kann. Der kontrollierte Schritt minimiert die Muskelbeschwerden („Muskelkater“), der auftreten würde, ließe man die Hunde gleich nach der OP frei laufen. Man sollte die Spaziergänge im forcierten Schritt zweimal täglich durchführen – so lange, wie es die Kondition des Hundes (und des Besitzers …) gestattet! Damit wird das Gangbild des Hundes, je nach vorliegender Veränderung des Hüftgelenkes, weitgehend normalisiert und der Muskelaufbau gefördert. Diese Muskelumstrukturierung (die Muskeln werden nach z. T. jahrelanger Schonbewegung wieder oder teilweise erstmals eingesetzt) kann häufig schmerzhaft sein oder zu so starken Missempfindungen führen, dass vorübergehend Schmerzen („Muskelkater“) in der betroffenen Region auftreten können. Diese Phase geht im Normalfall ohne medikamentöse Schmerzstillung vorüber, dauert aber manchmal bis zu drei Wochen. Auch die Strukturen des Beckens und die hinteren Abschnitte der Wirbelsäule, welche bisher aufgrund der Schonhaltung stark in Mitleidenschaft gezogen waren, werden nun normal belastet, und es ist mit keinen weiteren knöchernen Zubildungen (Arthrosen) in diesen Gebieten mehr zu rechnen. (Die Beobachtungen von Dr. Durkes gehen sogar so weit, dass er nach langfristigen Röntgenkontrollen sogar die Rückbildung von Arthrosen beobachten konnte – eine Beobachtung, die M. Kaspar und A. Zohmann noch nicht nachvollziehen konnten.)
Der Wirkmechanismus
Elementares Gold wirkt entzündungshemmend und dürfte u. a. über eine Normalisierung des Gewebe-pH-Wertes im Entzündungsgebiet wirken. Es entsteht ein neutrales pH-Milieu, in welchem Schmerzstoffe, die im Verlaufe einer Entzündung entstehen, nicht mehr aktiv werden können. Dadurch gibt der Hund langsam seine oft jahrelang durchgeführte Schonhaltung auf, und das Bewegungsbild normalisiert sich. (A. Zohmann hat das Studium der Medizinwissenschaft begonnen um den Wirkmechanismus der Schmerzbeeinflussung durch Gold zu erforschen).
Bei welchen Patienten macht die Golddrahtimplantation Sinn?
Es werden vorwiegend Hunde mittleren und hohen Alters operiert, wie auch junge Hunde mit teilweise hochgradigen Veränderungen – nach dem Motto: „Je früher desto besser!“.
Um realistisch zu bleiben:
• Aus einem alten Hund mit jahrelangen Problemen wird kein „junger Hupfer“ mehr; aber für die Restlebenszeit können wir die Lebensqualität des Hundes deutlich heben: er will wieder spazieren gehen, wieder Stufen steigen, wieder am Leben von „Herrl und Frauerl“ teilhaben – viele ältere Hunde sind (nach Verringerung der Schmerzen) auch wieder besser gelaunt – bzw. deutlich weniger aggressiv!
• Bei jüngeren Hunden zielen wir darauf ab, eine physiologische, also normale, Bewegung zu erreichen – und dies ein Leben lang. Die Goldimplantate verbrauchen sich nicht – bleiben daher zeitlebens aktiv!
• Seit 1999 wird die Methode der Golddrahtimplantation auch bei jungen und sehr jungen Hunden (zwischen der 14. und 20. Lebenswoche!) durchgeführt, wenn aufgrund der Frühdiagnose-Röntgenuntersuchung (Quelle: Univ. Doz. Dr. Ewald Köppel, Österreich, 1991, TIERKLINIK BRUCK an der MUR; vormals: Röntgenklinik der Veterinärmedizinischen Universität, Wien) mit einer Hüftdysplasie gerechnet werden muss.
Die Erfolge sind viel versprechend und ermutigend:
Der Grund für diese Erfolge ist sehr plausibel: Da die Goldimplantate Schmerzen und Missempfindungen stillen, lindern oder verhindern können, kommt es zu keiner Schonhaltung (welche sonst oft jahrelang unerkannt bleibt) und daher auch nicht zur Ausbildung von Sekundärveränderungen, welche oft viel schwerer wiegen als die HD selbst. Somit wird es möglich sein, die Ausprägung der HD zu minimieren, wenn auch die Anlage von den Eltern und Großeltern vererbt wurde.
Diese sehr hilfreiche Zusammenfassung wurde im Wissen und mit freundlicher Genehmigung der beiden Autoren hier veröffentlicht.
Autor: Dr. Markus Kasper, Fachtierarzt für Akupunktur und Neuraltherapie, Tierklinik Aspern, Wien. Co-Autor: Dr. Andreas Zohmann, Fachtierarzt für Akupunktur und Neuraltherapie, Vierbeiner-Reha-Zentrum, Bad Wildungen, D.